Schadensbilder in der Buchrestaurierung & Papierrestaurierung


Schimmel

Schimmelentfernung
Schimmel unter Mikrospop
Schimmelschaden
Schimmelschaden im Buchblock

Keine Panik!

Schimmel ist eines der gängigsten Schadensbilder, welches uns Restauratoren beim Thema Buch- oder Papierrestaurierung immer wieder begegnet. Zunächst ist in Ruhe abzuklären, ob wirklich ein Schimmelbefall vorliegt. Schon des öfteren stellte sich ein  Schimmelbefall als normale Schmutzablagerungen heraus.

 

Ist ein Schimmelbefall auf Buch oder Papier erkannt worden, ist es bei der Behandlung des Schimmels wichtig entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen anzuwenden. Dazu gehören:

  • Kittel oder andere Arbeitskleidung
  • Einmalhandschuhe
  • Atemmaske (FFP 2)
  • Nach dem Arbeiten die Hände gründlich mit Seife und Desinfektionsmittel säubern
  • kein Essen und Trinken während der Arbeit
  • keine im Haushalt gebräuchlichen Desinfektionsmittel oder Schimmelmittel verwenden

Methoden zur Schimmelbehandlung in der Buchrestaurierung und Papierrestaurierung

Die Methoden zur Behandlung von Schimmelbefall in der Buchrestaurierung haben sich in den letzten Jahren verändert. War vor einigen Jahren noch die Empfehlung die betroffenen Bereiche mit einer Lösung aus 70% Ethanol zu besprühen, wodurch der Schimmel desinfiziert und abgetötet werden sollte, so weiß man heute, dass dadurch zusätzliche Feuchtigkeit in das Papier eingebracht wird und der Wachstum des aktiven Schimmels dadurch sogar noch begünstigt werden kann.

 

Methoden zur Schimmelbekämpfung wie wie das Begasen mit Ethylenoxid und die Gammabestrahlung bleiben nicht ohne Nebenwirkungen für das Objekt und den späteren Benutzer. Somit kommen beide Methoden in der Praxis der Buch- und Papierrestaurierung kaum vor. Nach den neuesten Erkenntnissen ist eine gründliche Reinigung in den meisten Fällen ausreichend. Dadurch werden zwar keine Sporen abgetötet, doch eine bedeutsame Abnahme der Keimzahl erreicht.

 

Nach einer Schimmelbehandlung ist die richtige Lagerung unabdingbar, sonst kann es trotz einer Behandlung zu neuem Wachstum des Schimmels kommen. Das heißt die Objekte müssen vor allem trocken gelagert werden. Stellt man sie wieder in den feuchten Keller, kann es natürlich wieder zur Bildung von Schimmel im Papier oder am Einband des Buches führen.

Schädlinge in der Buchrestaurierung und Papierrestaurierung

Der "Bücherwurm"

Bücherwurm-Buchrestaurierung
Anobium punctatum: gem. Nagekäfer
Buchrestaurierung Bücherwurm
Fraßspuren der Larve & Ausflugslöcher

Der bekannteste Schädling ind der Papier- und Buchrestaurierung ist wohl der sog. Bücherwurm oder Holzwurm, der eigentlich gar kein Wurm ist. Es handelt es sich dabei um die Larven des gemeinen Nagekäfers (lat.: Anobium punctatum). Die Larven ernähren sich hauptsächlich von Holz aber auch von Papier wodurch die Fraßgänge entstehen. Die typischen Löcher sind die Ausfluglöcher, die entstehen, wenn sich die Larve zum Käfer verpuppt und ausfliegt.

 

Fraßschäden des Nagekäfers sind Schadensbilder, welche in der Buchrestaurierung sehr häufig vorkommen. Meist handelt es sich bei den Buchrestaurierungen mit Schädlingsbefall um einen alten Befall. Das heißt, es finden sich keine lebenden Larven mehr im Buch, sondern nur noch altes Holzmehl und die Fraßschäden.

 

Das ist zu tun:

  • Da sich der Käfer neue Eiablageplätze in umliegenden Objekten suchen kann, das betroffene Buch sofort separieren.
  • altes Holzmehl entfernen und das Buch in eine durchsichtige Folie dicht verpacken. Das Buch einige Tage liegen lassen ohne es zu bewegen. Ist kein helles frisches Holzmehl zu erkennen, sind keine lebenden Larven in Buch oder Papier.
  • Nagekäferbefall tritt meist in feuchten, kühleren Umgebungsbedingungen auf, daher müssen diese durch entsprechende Maßnahmen optimiert werden.

Das Silberfischchen

Ein weiterer Vertreter der Schädlinge in der Papierrestaurierung stellt das Silberfischchen (lat. lepisma saccharina) dar. Es ernährt sich von Kohlenhydrate wie Zucker und Stärke. Dies findet es insbesondere bei den verwendeten Klebstoffen (wie zum Beispiel Weizenstärkekleister) und im Papier selbst. Das Schadensbild in der Papierresraurierung ist der Schabfraß (siehe Abbildung) und kommt eher selten vor.

Silberfischchen
Silberfischchen

Erkennen kann man das Silberfischchen an dem typisch grauschuppigen abgeplatteten Körper und den zwei langen Fühlern. Sie werden bis ca. 12 mm groß und können ein Alter bis zu acht Jahren erreichen.

  • der ideale Lebensraum für Silberfischchen ist ein lichtgeschützter ruhiger Raum und eine hohe relative Luftfeuchtigkeit über 70%.

Das Papierfischchen

Papierfischchen (lat. Ctenolepisma longicaudata) sind in Archiven und Bibliotheken auf dem Vormarsch. Sie sind verwandt mit dem Silberfischchen und ernähren sich ebenfalls von zucker- und stärkehaltigen Produkten, Staub udn Hautschuppen. Das heißt also, sie können sich von dem Leim oder der Cellulose des Papieres ernähren, was zu dem typischen Erscheinungsbild des Schabfraßes an den Objekten führt.

Silberfischchen-Buchrestaurierung
Schabefraß eines Silberfischchens

Der ideale Lebensraum für die Papierfischchen ist in dunklen ruhigen Räumen, bei einer relativen Luftfeuchte von 50 % und Temperaturen über 20 °C. Diese Bedingungen herrschen, besonders während der warmen Monaten, in den meisten Archiven, die über keine klimatische Regulierung verfügen. Bei optimalen Bedingungen vermehrt es sich stark und dies hat negative Folgen für das Schriftgut.


Woran kann man Papierfischchen sicher idendifizeren?

Papierfischchen
Papierfischchen

Papierfischen sehen Silberfischen mit silbrigen, schuppigen flachen Körper und den zwei langen Fühlern sehr ähnlich, allerdings können sie bis zu 15 mm groß werden und sind somit etwas größer als seine Verwandten. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die drei borstenartigen Fortsätze auch Schwanzfäden zu nennen. Beim Papierfischen sind diese sehr stark ausgeprägt und fast so lang wie der gesamte Körper. Die Schwanzfäden des Silberfischens sind wesentlich kürzer.


Das können Sie bei Papier- oder Silberfischchenbefall tun

Durch Klebefallen (ohne Lockstoffe oder Pheromone) lässt sich rasch und unkompliziert feststellen, ob Papierfischchen oder andere Insekten im Magazin aktiv sind. Bevorzugt sollten die Fallen an dunklen ruhigen Orten in Wandnähe aufgestellt und möglichst wöchentlich kontrolliert werden.

 

Als Präventivmaßnahmen empfiehlt es sich:

  1. Lebensraum möglichst unattraktiv machen: Rückzugsräume, wie Fugen abdichten, Papier, Pappe oder Verpackungsmaterialien  nicht auf dem Boden oder direkt an die Wand stellen.
  2. Regelmäßiges Absaugen von Boden und Regal sowie sonstigen Oberflächen und vor allem der Ecken. Dies reduziert nicht nur den Schmutz, sondern stört die Tiere auch.
  3. Akten-Neuzugänge vor der Einlagerung ins Magazin stichprobenartig auf Fraßspuren, lebende oder tote Tiere überprüfen.

Bekämpfung

Aufgrund der guten Lebensbedingungen die das Papierfischchen im Magazin vorfindet, ist es sehr schwierig bereits eingeschleppte Tiere zu bekämpfen. Es gibt bisher kein Biozid für Papierfischchen. Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass ein flächendeckender Einsatz von Bioziden in Magazin oder Depot aus Gründen des Gesundheits- und Objektschutzes nicht ratsam ist. Umso wichtiger sind die oben genannten Präventiv- und verstärkte Hygienemaßnahmen.

 

Die Fress- und Klebefallen geben im Rahmen eines Monitorings zumindest Aufschluss über die meistfrequentierten Areale. Hilfreich ist das Ausbringen von Diatomeenerde (Kieselgur) in Ecken und an nicht abzudichten Fugen. Es handelt sich hierbei um ein ungiftiges Pulver aus scharfkantigen Partikeln, die die Tiere bei Kontakt verletzt und austrocken lässt.