Selbstklebestreifen und Klebstoffe in der Papierrestaurierung & Buchrestaurierung


Selbstklebestreifen

Bloß nicht!

Selbstklebestreifen sind absolut ungeeignet und haben auf Papier oder am Einband nichts zu suchen, auch wenn sie als Reparaturband verkauft werden:

  • Selbstklebestreifen mit Papierträger
  • durchsichtige Klebestreifen
  • Selbstklebestreifen aus Gewebe
  • Paketklebeband

So schnell das Aufbringen sein mag, desto größer ist der Aufwand in der Papierrestaurierung, die Klebestreifen wieder zu entfernen. Doch die mühevolle Entfernung der Klebestreifen ist nur die eine Sache. Die andere Sache ist die, dass der Klebstoff in das Papier wandert. Der Klebstoff altert und verbräunt stark, das Trägermaterial fällt ab und das Papier wird in diesem Bereich brüchig. Das beschriebene Schadensbild tritt meist bei den frühen Selbstklebestreifen (1960-1970) auf. Dennoch konnte bis heute keine wirkliche Alternative, die den Anforderungen in der Buchrestaurierung entsprechen, gefunden werden.

Buchrestaurierung Selbstklebestreifen
Selbstklebestreifen auf Buchrücken
Papierrestaurierung Tesafilm
Rückstände einer Tesafilm-Verklebung

Klebstoffe in der Buchrestaurierung und Papierrestaurierung

Grundlagen

Klebevorgang: ein Klebstoff ist ein nicht-metallischer Werkstoff, der Körper durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) miteinander verbindet.

 

Kohäsion: Zusammenhalt der Stoffe, der surch echte chemische Bindung und/oder zwischenmolekulare Kräfte verursacht wird. Sie bewirkt die innere Festigkeit der Klebstoffe. Stoff- und temperaturabhängige Eigenschaft.

 

Adhäsion: Haftfläche an der Grenzfläche zwischen Feststoff und Flüssigkeit oder zweier Feststoffe

Anforderungen an die Klebstoffe in der Buch- und Papierrestaurierung

  1.  Reversibilität, Quellfähigkeit
  2. Alterungsbeständigkeit
  3. säurefrei
  4. Elastizität
  5. Optische Eigenschaften
  6. Auswirkungen auf das Objekt (Spannungen)
  7. Je nach Material muss der passende Klebstoff gewählt werden

Geeignete Klebstoffe in der Papierrestaurierung & Buchrestaurierung

  1. Natürliche Klebstoffe
    • Tierische Leime
      • Haut-, Knochen-, Hasenleim (umgangssprachlich Heißleim)
      • Gelatinen
      • Hausenblasenleim (gewonnen aus der Schwimmblase des Störs)
    • Pflanzliche Klebstoffe
      • Weizenstärkekleister
      • Funori (Algenleim)
    • abgewandelte Naturstoffe
      • Cellulose- und Stärkeether, wie Methylcellulose, Klucel, Kollotex
    • synthetische Klebstoffe
      • Acrylate, wie Lascaux 498 HV, Paraloid B 72

Repatex

Repatex: Das sind Nassklebebänder auf Japanpapierbasis, die ein‐ bis zweimal mit einem feuchtem Schwamm benetzte werden und dann auf das Objekt aufgebracht werden. Der Trägervlies bei RepaTex ist imemr abzulösen, da dieser nicht alterungsbeständig ist! Ansonsten erfüllen diese Klebbänder alle Anforderungen der Papierrestaurierung.

Archibond

Ein Japanpapier (8,5 g/m²) mit Acrylat beschichtet, welches durch Hitze aktiviert wird (aufgebügelt). Es kann in Ethanol gelöst werden.

Ungeeignete Klebstoffe in der Buch- und Papierrestaurierung

  • Kunstharzleim auch sog. Buchbinderleim
  • "Büroklebstoffe"
  • "Fertig-Kleister"
  • Alle Selbstklebestreifen

Auch die als "archivtauglich" verkauften Selbstklebstreifen beschädigen das Papier oder Einbandmaterial und können nicht mehr rückstandslos entfernt werden und werden bei einer fachgerechten Buchestaurierung und Papierrestaurierung nicht verwendet.