Methoden der Papierrestaurierung & Buchrestaurierung

Teil 1


Die Trockenreinigung


Papierrestaurierung-Trockenreinigung
Trockenreinigung mit Wallmaster-Schwamm

Die Trockenreinigung ist eine physikalische Reinigungsform (mechanische Oberflächenreinigung). Oberflächlich anhaftende Verunreinigungen, wie Staub, Dreck, Insektenexkremente, Schimmelrasen, können durch die Trockenreinigung reduziert oder ganz entfernt werden.

 


Die Trockenreinigung ist die grundlegendste Tätigkeit in der Papierrestaurierung und natürlich auch der Buchrestaurierung. Sie muss vor jeder restauratorischen Maßnahme erfolgen, damit sich auf der Oberfläche anhaftende Schmutzpartikel bei der nachfolgenden Behandlung nicht irreversibel zwischen Papierfasern ein- bzw. anlagern.

Bestandteile und Zusammensetzung von Schmutz

Beispiele:

  • Griffspuren (Fettflecken, Verschmutzung)
  • Fremdkörper (Fliegendreck, Insekten, Pflanzenteile)
  •  Mikroorganismen (Pollen und Pilzsporen)
  •  Siegellack- und Wachstropfen
  • Klebstoffspuren
  • Salze
  • Vor allem aber Staub

Staub ist meist eine Mischung aus den unterschiedlichsten kleinsten Bestandteilen, wie z.B. menschliche und tierische Hautschuppen, textile Fasern, Ruß, Fette vom Kochen, von Heizungen, Salze, Mikroorganismen, sonstiger Abrieb etc.

Fremdmaterial von kulturhistorischer Bedeutung

Verunreinigungen sind aber nicht immer unerwünscht. Sie können auch eine Aussage zur Geschichte des Objektes (Entstehungsprozess, Arbeitstechnik des Künstlers, Aufbewahrungsort etc.) sein, die in der Buchrestaurierung und Papierrestaurierung erhaltenswert sind.

 

Beispiele:

  • Fingerabdrücke
  •  Wachsreste
  •  Anmerkungen mit anderen Farben
  •  Farbmischungen am Rand
  • Samen, Pflanzenteile
  • Trockensand

Wirkung von Schmutz und Verunreinigung

Durch Verschmutzungen kann es direkt oder indirekt zu Veränderungen an den Objekten kommen. Meist sind die Schädigungen erst nach längerer Zeit bemerkbar.

  • Fremdpartikel können abrasive Wirkung auf das Objekt ausüben
  • Schmutz wirkt hygroskopisch und bietet einen geeigneten Nährboden für Mikroorganismen
  • Fremdpartikel können Säure ins Papier bringen
  • Fremdpartikel können mit dem Objekt reagieren und dieses schädigen
  • Fremdpartikel können die Ästhetik des Objektes negativ beeinflussen Schrift und Darstellungen sind in ihrer Lesbarkeit beeinträchtigt. Flecken lenken das Bild von den eigentlichen Informationen und Aussage des Objektes ab.
  • Es werden Wasserränder bei einer nachfolgenden Behandlung vermieden

Werkzeuge und Geräte

  Werkzeuge

  • Pinsel
  • Watteballe
  • Baumwolltupfer
  • Microfasertücher
  • Skalpell
  • Radiermittel

  Geräte

  • Radiermaschinen
  • Staubsauger
  • Mikrosandgebläse
  • Lasergeräte

Das ideale Radiermittel gibt es nicht

Ein ideales Radiermittel für die Papierrestaurierung müsste folgende Anforderungen erfüllen: nach Gebrauch keine bzw. nur inerte, also reaktionsträge Rückstände auf dem Papier, welche sich vollständig entfernen lassen. Diese Anforderung erfüllt leider kein Radiermittel.

Das hat sich für die Buchrestaurierung und Papierrestaurierung bewährt

In der Papierrestaurierung aber auch Buchrestaurierung haben sich die sog. Wallmaster-Schwämme unter den zahlreich vertriebenden Radiermittel bewährt. Sie bestehen aus 100% Naturlatex.

 

Wegen ihrer porigen Struktur und Elastizität reinigen sie mit minimalem Druck sehr effektiv und sanft. Sie hinterlassen keine Krümel auf der Oberfläche, ledigleich wenn der Schwamm schon lang in Benutzung ist und es wurden bisher keine Rückstände nachgewiesen.


Das Schließen von Rissen in der Buch-und Papierrestaurierung


Wann werden Risse im Papier geschlossen?

  • Dort wo Gefahr von Materialverlust oder weiterer Schädigung besteht
  • Gut ist, wenn Fasern an der Risskante stehen
  • Schnitte bleiben immer sichtbar
  • Kleine Risse können belassen werden
  • Nie mit Feuchtigkeit auf Schrift oder Farben – Gefahr des Ausblutens und Schriftverluste
  • Risse grundsätzlich nur von der Rückseite schließen, wenn möglich

Mit Japanpapier und Weizenstärke

Risse werden in der Papierrestaurierung grundsätzlich mit Japanpapier und eigens gekochtem Weizenstärkekleister geschlossen.


Japanpapiere sind dünne aber dennoch sehr stabile Papiere, hergestellt aus den Fasern von Kozo und Mitsumata. Kozo ist der Überbegriff für verschiedene japanische Maulbeerbäume. Die Fasern werden aus dem Bast dieser Bäume gewonnen. Mitsumata ist ebenfalls eine in Japan wachsende Pflanze aus der Familie der Seidelbastgewächse. Japanpapiere gibt es in den verschiedensten Flächengewichten, Farbtönen und Oberflächen. Je nach Anforderungen des zu restaurierenden Papiers, wird das Papier ausgewählt. Somit kann sich das Japanapier optimal in das originale Papier einfügen. Des Weiteren erfüllen Japanpapiere alle Anforderungen der Papierrestaurierung in Hinblick auf Alterungsbeständigkeit und Säurefreiheit. Das dünnste Japanpapier nennt man Gossamer-Tissue. Es besteht aus Fasern von Kozo und Mitsumata und weist gerade mal ein Flächengewicht von 2g/m² auf.